Den Wandel verschlafen

Thomas Brauhardt, Immobilienexperte „50+“ über den demografischen Wandel und die Chancen und Pflichten der Wirtschaft

Als ich vor über 30 Jahren dem Büro der Volks-, Berufs-, Wohnraum- und Gebäudezählung in einer Thüringer Kleinstadt vorstand, wurde ich erstmals tiefgründig mit der Bevölkerungsentwicklung konfrontiert. Folgende Aspekte waren schon damals erkennbar: Rückgang der Bevölkerung seit 1946 von ca. 6.000 auf 4.756; Rückgang der Geburten von 1971 bis 1981 um ca. 20%; Rückgang der Haushalte mit 3 und mehr Kindern von 1971 – 1981 um ca. 45%. Die Anzahl der Personen pro Haushalt war zum Stichtag 2,63, d.h. 0,63 Kinder/Haushalt.Rein rechnerisch ergab sich hieraus ganz klar: Die Stadt wird auch zukünftig mindestens 300 Einwohner alle 10 Jahre verlieren. Dafür wurde ich seinerzeit belächelt.

Heute hat die Kleinstadt noch ca. 3.600 Einwohner, d.h. sie hat in 30 Jahren wieder ca. 1.150 Einwohner verloren, dabei allein seit  2000 um die 500. Dieser Trend ist statistisch in vielen Regionen Deutschlands außerhalb der Ballungsräume  zu beobachten. Hinzu kommt, dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten 30 Jahren um 10 -14 Jahre verlängert hat.

Demografischer Wandel – kein modernes Phänomen
Diese Fakten zeigen, dass der demographische Wandel, der eigentlich schon in den 70er Jahren mit dem sogenannten Pillenknick und dem Geburtenrückgang einerseits und der steten Zunahme der Lebenserwartung anderseits begann, mehr Aufmerksamkeit verlangt.
Darauf muss sich die Gesellschaft einstellen. Konrad Adenauer meinte noch in den 50er Jahren, dass die Kinder die Eltern im hohen Alter versorgen werden, Norbert Blüm sprach in den 80er Jahren von sicheren Renten. Und heute müssen wir unter völlig veränderten Bedingungen Möglichkeiten suchen, die es gewährleisten, einen würdigen Lebensabend zu gestalten. Wohnen, Erholen und Freizeit sowie medizinische und hauswirtschaftliche Versorgung müssen immer enger verknüpft werden.

Seit 1997 begleitet mich beruflich das Thema Betreuung und Pflege von Seniorinnen und Senioren oder „Immobilien 50+“. Denn es geht nicht mehr nur um den Begriff Altenpflegeheim im herkömmlichen Sinn.

Als ich erstmals Mitte der 90er Jahre auch mit der Region Leipzig in Berührung kam,  war es schwierig Investoren und Betreiber für die Seniorenbetreuungs-  und Pflegeprojekte zu finden. In den Jahren 2007/2008 wurde ein Vorhaben Opfer der Finanzkrise. In den Folgejahren fand man schneller Investoren und Betreiber für Projekte in den Ballungsräumen Hamburg, Rhein-Ruhr, Rhein-Main, Rhein-Neckar und München. Für die Region Halle-Leipzig-Dresden war es schwierig, obwohl ich immer davon ausging, dass diese Region für Investoren sehr interessant ist.

Im Jahr 2010 traf ich einen ehemaligen Studienfreund wieder. Sein Metier war die lückenlose Kommunikation zum sicheren Leben von Seniorinnen und Senioren in den eigenen vier Wänden. Schnell haben wir uns gefunden. Wir verknüpften unsere Tätigkeitsfelder um die gemeinsamen Synergien zu nutzen. So wuchsen Kontakte zu ortsansässigen Pflegediensten und Betreibern, die seit über 20 Jahren in der Betreuung Älterer tätig sind und ihre Kräfte regional gebündelt haben, um den gewachsenen  Anforderungen noch besser gerecht zu werden.

Projekte mit Zukunft
Zwischenzeitlich haben sich sechs Seniorenwohn- und Pflegeprojekte in Dessau, Halle, Leipzig und Umgebung aufgetan, die ich gemeinsam mit Partnern bearbeite. Für alle Projekte gibt es bereits Betreiber und für zwei auch schon Investoren. Für die Standortwahl entscheidend war die gute Anbindung an die Region Halle-Leipzig. Und die Möglichkeit, dass Seniorinnen und Senioren in der Nähe ihrer vertrauten Heimat, Ihrer Familien, der Enkel und Urenkel einen geruhsamen Lebensabend verbringen dürfen.
Viele Unternehmen haben sich seit 2000 in Leipzig und Halle angesiedelt. Mit gut qualifizierter, regional verbundener und sehr motivierter Arbeitnehmerschaft und deren Familien (Eltern, Kindern, Groß­eltern). Ein nicht unwesentlicher Standortvorteil für diese Wirtschaftsregion.

Visionäre gesucht
Das alleine ist ein Grund, auch in solchen großen Unternehmen Partner für unsere Seniorenprojekte zu finden. Partner mit Visionen.

Dipl.-Ing. Thomas Brauhardt
Sachverständiger für
Immobilienbewertung
Postfach 1171
65796 Bad Soden am Taunus
Telefon:  (06196) 761 57 72
info@tb-real-estate-consulting.com
www.tb-real-estate-consulting.com

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